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N O C H   E I N M A L   F R E I H E I T   I N   S C H W E D E N

Alles wurde 2020 abgesagt was in meiner Reiseplanung vorgesehen war. Doch im August war klar, nicht nur die Reise nach Schweden ist möglich, auch die Rückkehr aus diesem Land, dessen Bewohner durch die Corona-Pandemie nahezu ausgelöscht wurde, wie wir zahlreichen deutschen Presseberichten entnehmen durften, ist möglich. Also buchten wir umgehend die Fähre von Travemünde nach Malmö. Für mich ist diese Verbindung eine der angenehmsten, besonders die Nachtabfahrt mit einem Schiff der Hansa-Klasse. Die Fähre ist überschaubar, die Mehrheit an Bord sind die Profis der Landstraße und entsprechend ist auch die Verpflegung. Dazu kommt, man kommt von Malmö aus bequem in alle Richtungen, die Autobahn beginnt ja bereits in Sichtweite zum Hafen und so erreicht man schnell die Gegegenden in denen das Saab-Fahren noch richtig Spaß macht.

Leider waren auch bei dieser Überfahrt einige Covidioten an Bord, die sogar auf dem Sonnendeck von ihrem liebgewonnenen Geßlerhut, der Mund- Nasabdeckung, nicht lassen konnten. Glücklicherweis blieb uns dieser Anblick beim Frühstück erspart, auch wenn es leider nicht das gewohnte Buffet gab, jeder bekam eine prallvolle Tüte und durfte dann soziale Kontakte am Tisch knüpfen, oder auch nicht. Kaffee und Milch gab es wie gewohnt am SB-Automat und man stand locker beim Zapfen beeinander. Endlich wieder etwas Normalität, bereits dafür hatte sich die Reise gelohnt.

Unser erstes Ziel lag nahe des Glassfjorden, jener Gegend, wo einst Saab bei der Schweden-Rally seine legendären Erfolge gefeiert hatte. Auch heute noch machen die zahlreichen "grusvägar" (Schotterstraßen) in dieser dünn besiedelten Region unheimlich Spaß beim Fahren, zumindest im Saab. Doch erstmal hieß es dort hinkommen. Über die Autobahn E 4, der ehemalige Riksväg 1 ging es durch Skåne und das Småland nach Jönköping und von dort über Skövde, Mariestad, entlang dem nördlichen Vänern nach Karlstad. Auf Höhe des Vänern machten wir die zweite Pause, die erste hatten wir in Jönköping gemacht, der Saab hatte Futter gebraucht. Der Wald neben dem Parkplatz war voll mit dicken Blaubeeren, die von Corona gezeichneten Schweden hatten es wohl nicht mehr geschafft, diese gesunden Früchte des Waldes zu pflücken, so konnten wir uns daran laben und mit vielen Vitaminen ausgestattet unsere lebensbedrohliche Expedition fortsetzen. In Karlstad wechselten wir auf den Riksväg 45, nun lag unser Ziel nur noch 3 schwedische Meilen entfernt.

Ein uriges Blockhaus auf einer Landzunge war für die nächste Woche unser Zuhause. Schon am zweiten Reisetag trauten wir uns in den 1,5 Meilen entfernten Supermarkt, wider Erwarten trafen wir dort auf viele videle Schweden, nicht einmal eine Person in Trauerkleidung war dort anzutreffen, obwohl doch mindestens in jeder Familie ein Corona-Toter anzutreffen sein müsste, wir hatten doch alle Sondersendungen von ARD und ZDF gesehen, die das Thema der unvernünftigen Schweden zum Thema hatte. Natürlich trugen diese gewissenlosen Menschen keine Mund- Naseabdeckung im Laden und man hielt nur 1 Meter Abstand, wenn überhaupt, es gibt nur eine Ausnahme, die Supermarktkette Lidl verlangt 2m, aber die Schweden halten sich kaum dran. Für die Schweden ist Abstand normal, aber die liegt eher knapp darunter, eine gewisse Distanz aber, ist schon immer üblich gewesen, es gehört zum gelebten Respekt gegenüber seinen Mitmenschen, die Privatsphäre des Anderen nicht ungefragt zu verletzen.

Die Tage im Värmland vergingen wie im Fluge, ausspannen, baden und ein wenig die Gegend erkunden. Den einzigen regnerischen Tag nutzten wir zum Besuch, des inzwischen sehr bekannten Ivanssons Bilskrot, der in Schweden als Bilkyrkogård "Autofriedhof" bezeichnet wird. Das ist ein aufgegebener Schrottplatz (Bilskrot) in Båstnäs Solhem, ca. 2 km von der norwegischen Grenze entfernt. Den Rückweg nutzten wir um ausgiebig Grusvägar zu genießen.

Nach einer Woche an diesem paradiesischen Ort ging es weiter in Richtung Süden, nach Trollhättan, dem wichtigsten Pilgerort für den Saabfahrer. Diesmal wohnten wir im Hotel Swania dem ersten Haus am Platz, ein großer Unterschied zur vorhergehenden Woche mitten in der schwedischen Natur. Sehr angenehm war hier das ganz normal ablaufende Frühstücksbuffet am Morgen, das auch sehr reichhaltig war und keine Wünsche offen ließ.

Wie es zu einem richtigen Sommerurlaub gehört, fuhren wir jeden Tag zum Baden, entweder an den Öresjö oder zum Vänern. Daneben war für mich natürlich die Informationsbeschaffung für mein Buch ein wichtiger Bestandteil der Reise. Daher besuchten wir auch Herrn Peter Bäckström, den Leiter dees Saab-Museums und Bengt Erik Ström, der früher in der Rallyabteilung von Saab gearbeitet hatte und danach mit Ströms Trimnings Service, die Adresse für den leistungsgesteigerten Saab wurde. Mein letzter Besuch lag rund 30 Jahre zurück, ja die Zeit vergeht. . . 

Nach dem wir alles geplante in Trollhättan erledigt hatten, verließen wir die Stadt des Saab in nordöstlicher Richtung, unser nächstes Ziel war Husqarna, mit dem Museum für alten Waffen, Hausgeräte, Fahrräder, Motorsägen und Motorräder, hier liegen die Wurzeln vom ersten Saab. Von Husqarna an, verließ uns das Wetterglück und mehr und mehr begleitete uns der Regen, der Sommer nahm Abschied von Schweden.

Die nächsten Nächte verbrachten wir im Wanderheim von Ljungsbro, unmittelbar am Götakanal gelegen. Wir besuchten die Schleusentreppe von Berg und nahmen den Badeplatz am Roxen in Augenschein, den wir gerne genutzt hätten, doch der nächste Tag brachte Dauerregen von der heftigen Sorte. Nun, auch auf Greta ist in Coronazeiten kein Verlaß, das Wetter war ein typischer Sommer in Schweden, wo ist nur der Klimawandel hin verschwunden? Da wir als wichtigsten Tagespunkt den Besuch des Flygvapenmuseum Museum in Malmslätt eingeplant hatten, war dies nicht ganz so schlimm, allerdings entfiel so das morgendlichen und abendliche Badevergnügen. Das Flygvapenmuseum ist wirklich lohnend, obwohl ein Teil umbaubedingt geschlossen war. Zum Abschluss konnte ich noch den Autor mehrer Bücher über das Unternehmen ASJ, der Vorläufer von Saab, treffen und wir plauderten noch ein weilchen, bevor es zurück nach Ljungsbro ging.

Für den nächsten Nachmittag hatten wir uns für das Fikaträff des Ostgötsaabklubben angemeldet, es fand auf dem Gelände des Kornettgården statt, einem kleinen privaten Museum mit Café, wo man viele alte Alltagsgegenstände bestaunen kann. Bei diesem kleinen Treffen kamen 35 Saab aus allen Modellreihen zusammen. Die meisten Saab aber waren Zweitakter vom Typ 95 und 96, aber auch drei 99 aus den sechziger-, siebziger- und achtziger Jahren waren zu bestaunen. Für Die Freunde der letzten Jahre gab es auch einen 9-5 NG. Das Wetter hatte sich glücklicher Weise etwas gebessert, so dass man im Garten, in direkter Nähe zu den Objekten unserer Begierden, den Kaffee und Kuchen genießen konnte.

Am letzten schwedischen Sommertag, dem 31. August, hieß es für uns Abschied nehmen von Schweden, vor uns lagen 50 Meilen nach Malmö. Wir fuhren aber nicht die Hauptroute über die E4 sondern nahmen den Riksväg über Växjö. Diese Strecke ist auf langen Strecken mit 2+1 Fahrbahnen als Motortrafikled ausgebaut, trotzdem konnte wir teilweise 20 oder 30 Minuten ohne Gegenverkehr fahren, einfach ein Traum. Unser letztes Ziel, eigentlich sollte es unser vorletztes sein, war der Bilkyrkogård von Ryd. Hier findet man die Reste eines alten Bilskrot in einem alten Moorgelände, sehr viel weniger umfangreich wie in Båstnäs Solhem, aber nicht weniger sehenswert. Die letzten Meilen der Strecke in Blekinge und Skåne waren nicht mehr so gut ausgebaut, auch nimmt hier die Verkehrsdichte schon fast deutsche Frequenz an, das bedeutete wir verloren mehr Zeit als uns lieb war und die letzte Kaffeepause bei Biltema in Lund konnte nicht mehr stattfinden, auch, da ich als Navigator dieses Mekka der Autoschrauber nicht auf Anhieb gefunden hatte, zum Wenden reichte die Zeit dann nicht mehr, so mussten wir Schweden mit mehr Kronen in der Tasche verlassen wie geplant. Nach kurzem Ersatzeinkauf bei Lidl kamen wir rechtzeitig an der Fähre in Malmö an. Nur wenige wollten mit uns den Weg nach Deutschland antreten, die Fähre war höchstens zu einem Drittel gefüllt. Ein letztes Essen ohne Beschränkung an Bord stand uns noch bevor, das wir sehr genossen, aber schon waren wieder die Vorboten von Deutschland zu erleben, Reisende mit Maulkorb auf dem Sonnendeck, bereits in vorauseilendem Gehorsam angelegt, ja der deutsche Michel, wenn jetzt noch der rechte Arm zum Gruß gehoben werden soll, dann macht er das auch, tut doch nicht weh . . .

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